Tylomelania – Faszinierende Schnecken aus Sulawesi

Tylomelania – Faszinierende Schnecken aus Sulawesi

Die alten Seen von Sulawesi
Große Süßwasserseen stellen oft einen abgeschlossenen Mikrokosmos dar, in dem sich Arten anders entwickeln als in offeneren Biotopen wie Flüssen oder Bächen. Die zu Indonesien gehörenden, mehrere hundert Meter tiefen Seen des Malili-Seensystems und der Pososee im Hochland von Sulawesi gehören zu den zehn tiefsten Seen der Erde und sind solch ein abgeschlossener Lebensraum. Das Malili-System umfasst den Matano-, Towuti-, Mahalona-, Lontoa- und Masapisee. 
In diesen Seen gibt es neben wunderschönen Garnelen auch die ausschließlich auf Sulawesi vorkommenden Tylomelania-Schnecken, die auch in vielen anderen Gewässern auf Sulawesi verbreitet sind. Diese Seen liegen in einem Grabenbruch, ähnlich wie der Tanganjika- und der Malawisee, was ihre große Tiefe erklärt. Das Alter des Malili-Seensystems wird auf etwa 2-4 Millionen Jahre geschätzt, weshalb sie zu Recht als "alte Seen" bezeichnet werden. 
Die Seen zeichnen sich nicht nur durch ihre Tiefe, sondern auch durch hohe Wassertemperaturen aus. Auch in Tiefen von über 20 Metern liegt die Temperatur bei etwa 29 Grad Celsius. Der Regenwald wächst an vielen Stellen bis zur Wasserlinie der Malili-Seen hinab, oft stehen Baumstämme je nach Wasserstand teilweise oder ganz im Wasser, was den Schnecken neuen Lebensraum bietet.
Wasserwerte in den Seen
Das Wasser in diesen Seen ist ungewöhnlich: Es ist relativ weich, weist aber einen hohen pH-Wert von bis zu 8,5 auf. Im Aquarium zeigen sich Tylomelania-Schnecken jedoch anpassungsfähiger als die Garnelen aus den alten Seen von Sulawesi und kommen auch mit deutlich unterschiedlichen Wasserwerten zurecht.
Vorkommen von Tylomelania
Die nächsten Verwandten der Gattung Tylomelania sind in Südostasien weit verbreitet: Schnecken aus der Familie der Pachychilidae findet man in Indien, Indonesien, auf den Philippinen und sogar nördlich von Australien. Auf Sulawesi lebt die Gattung Tylomelania in fast allen Süßwassergewässern.
Gehäuse von Tylomelania
In den Seen können ihre Gehäuse so lang wie ein Finger eines erwachsenen Mannes und daumendick werden. Die Schale ist dick und stabil, die Gehäuseöffnung wird durch einen Deckel verschlossen. Oft zeigen die Gehäuse im oberen Drittel deutliche Abnutzungserscheinungen, manchmal sogar Löcher. Das beeinträchtigt die Schnecke nicht, da sie die oberen, älteren Windungen ihres Gehäuses nicht mehr bewohnt und Löcher von innen mit Kalk verschließen kann. Diese Abnutzungen sind lediglich Schönheitsfehler und die Schnecken können damit sehr alt werden.
Verschiedene Tylomelania-Arten in unterschiedlichen Mikrohabitaten
Forscher haben in den verschiedenen Gewässerzonen der Seen zahlreiche Tylomelania-Arten entdeckt. In den alten Seen sind mehr als 35 Arten dieser Gattung zu finden, insgesamt gibt es auf Sulawesi wohl über 50 Arten. Bemerkenswert ist, dass sich die einzelnen Arten auf bestimmte Untergründe spezialisiert haben. So gibt es Tylomelania-Arten, die nur auf Schlamm, felsigem Untergrund oder Treibholz vorkommen. Diese Spezialisierung verhindert eine Vermischung der Arten, obwohl sie in unmittelbarer Nachbarschaft leben.
Tylomelania im Artbecken
Im Aquarium verschwinden diese natürlichen Grenzen oft, und die Schnecken bleiben nicht auf den von ihnen bevorzugten Untergründen. Es wurde bereits Hybridisierung beobachtet: Verschiedene Tylomelania-Arten vermischen sich, wodurch der Nachwuchs anders aussieht als die Elterntiere. Daher empfehlen wir, Tylomelania-Schnecken in Artbecken zu halten, um die Arten rein zu erhalten.
Unterscheidung der Arten
Die Tylomelania-Arten lassen sich oft anhand der Körperfarbe, Gehäuseform und Gehäusestruktur unterscheiden. Manchmal sind jedoch auch morphologische Merkmale wie das Muster der Zähnchen auf der Reibzunge ausschlaggebend. Dieses Muster hängt vom bevorzugten Substrat der Art ab. Molekularbiologische Studien, unter anderem von Thomas von Rintelen von der Humboldt-Universität Berlin, haben die Artzugehörigkeit der Tiere bestätigt.
Ernährung von Tylomelania
Je nach Art fressen manche Tylomelania-Arten Wasserpflanzen, andere nicht. Arten, die auf harten Substraten wie Felsen leben, haben eine ausreichend harte Radula, die auch gesundes Pflanzengewebe "knacken" kann. Um Schäden an Wasserpflanzen zu verhindern, sollten die Tiere gut gefüttert werden.
Tylomelania-Schnecken sind im Aquarium unkomplizierte Fresser. Sie fressen braunes Laub, Gemüse wie Zucchini und Kürbis, sowie getrocknete Brennnesseln, Löwenzahnblätter und Spinat. Auch Aufwuchs und Biofilme werden gerne abgeschabt.
Fortpflanzung
Tylomelania-Wasserschnecken sind zweigeschlechtlich. Das Geschlecht lässt sich von außen nicht erkennen. Für die Zucht sollte man daher mindestens drei Schnecken halten, um sicherzustellen, dass beide Geschlechter vorhanden sind. Tylomelania-Schnecken sind lebendgebärend. Die Jungtiere wachsen in einem Brutbeutel innerhalb der Schale der Mutter heran und sind von einer weißen Nährhülle umgeben. Bei Stress kann es zu einer vorzeitigen Geburt kommen, wobei die Jungschnecke noch in der Hülle zur Welt kommt. Diese Hülle löst sich im Wasser auf und die Schnecke holt die fehlende Größe auf.
Aquarieneinrichtung
Die Gehäuse vieler Tylomelania-Arten werden 7-8 cm lang oder größer. Achten Sie darauf, dass sich die Schnecken im Aquarium nirgends einklemmen können, da sie nicht rückwärts kriechen können. Unterschiedliche Substrate sind wünschenswert: Aquarienwurzeln, größere Steine, gröberer Kies und eine schlammige Ecke mit Heilerde. Die großen Arten haben manchmal Probleme mit feinem Kies und bevorzugen schwereres Substrat.
Überblick über die gängigen Arten
Da es viele Tylomelania-Arten gibt, konzentrieren wir uns hier auf die in der Aquaristik gängigsten Arten:
- **Tylomelania patriarchalis – Perlhuhnschnecke**: Große Schnecke mit dunklem Gehäuse und weiß gepunktetem Leib, bis zu 10 cm hoch. Lebt auf schlammigem Substrat.
- **Tylomelania sp. "Gelbe Perlhuhnschnecke"**: Vermutlich aus dem Towutisee, bis zu 12 cm Gehäuselänge.
- **Tylomelania sp. "yellow" bzw. Tylomelania sp. "orange"**: Unbeschriebene Art aus dem Pososee, goldgelber bis orangegelber Körper, fast schwarzes Gehäuse, bis 7 cm lang. Frisst Pflanzen.
- **Tylomelania sp. "Mini Yellow"**: Kleine Art, bis zu 3 cm Gehäuselänge, gelber Körper mit schwarzen Querstreifen. Frisst keine Pflanzen.
- **Tylomelania towutensis (früher: sp. "Devil") – Goldpunkt Pososchnecke**: Schwarzer Körper mit goldgelben Punkten, bis 8 cm lang. Lebt auf Weichsubstrat und frisst keine Pflanzen.
- **Tylomelania sp. "Red Wood"**: Rötlich gemusterter Körper, bis zu 5 cm Gehäuselänge. Passt in Aquarien ab 45 Litern.
- **Tylomelania perfecta – Donnerkeilschnecke**: Kommt aus einem kleinen Fluss mit extrem kalkhaltigem Wasser, schwarzer Körper mit grauen bis gelben Flecken und Streifen. Passt in Aquarien ab 60 cm Kantenlänge.
Diese Arten sind nur eine Auswahl der vielen Tylomelania-Schnecken, die in der Aquaristik verfügbar sind. Es werden immer wieder neue Arten importiert.
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