Die Wasserwerte in deinem Süßwasseraquarium sind der entscheidende Faktor für das Wohlbefinden deiner Fische, Pflanzen und anderen Bewohner. Sie beeinflussen nicht nur die Lebensbedingungen deiner Aquarienbewohner, sondern auch die Stabilität des gesamten Ökosystems. Ein grundlegendes Verständnis der wichtigsten Wasserparameter und deren regelmäßige Kontrolle sind daher unverzichtbar für jeden Aquarianer. In diesem Beitrag erfährst du, welche Wasserwerte besonders wichtig sind, wie du sie misst und wie du sie bei Bedarf anpassen kannst.
Wichtige Wasserparameter im Überblick
Es gibt mehrere Schlüsselparameter, die du in deinem Aquarium regelmäßig überwachen solltest:
1. *pH-Wert*: Der pH-Wert misst den Säuregehalt des Wassers. Er reicht von 0 (sehr sauer) bis 14 (sehr basisch), wobei 7 neutral ist. Die meisten Süßwasserfische bevorzugen leicht saures bis leicht basisches Wasser, also einen pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5. Extreme Abweichungen können jedoch zu Stress und Krankheiten bei den Fischen führen.
2. *Karbonathärte (KH)*: Die KH gibt an, wie gut das Wasser pH-Wert-Schwankungen puffern kann. Eine stabile Karbonathärte hilft, den pH-Wert im gewünschten Bereich zu halten. Ein KH-Wert zwischen 3 und 10 °dH (Grad deutscher Härte) ist für die meisten Aquarien ideal.
3. *Gesamthärte (GH)*: Die GH misst die Gesamtmenge an gelösten Kalzium- und Magnesiumsalzen im Wasser. Fische und Pflanzen haben spezifische Anforderungen an die Wasserhärte. Die GH liegt idealerweise zwischen 6 und 16 °dH, abhängig von den Bedürfnissen der Aquarienbewohner.
4. *Nitrit (NO2-)*: Nitrit ist ein Zwischenprodukt des Stickstoffkreislaufs im Aquarium und extrem giftig für Fische. Idealerweise sollte der Nitritgehalt unter 0,1 mg/l liegen. Ein Anstieg deutet oft auf ein Problem im Filter oder auf eine Überbelastung des Beckens hin.
5. *Nitrat (NO3-)*: Nitrat ist das Endprodukt des Stickstoffkreislaufs und weniger giftig als Nitrit, kann aber bei hohen Konzentrationen (>50 mg/l) das Wachstum von Algen fördern und Fische schädigen. Regelmäßige Wasserwechsel helfen, den Nitratwert im sicheren Bereich zu halten.
6. *Ammoniak (NH3) und Ammonium (NH4+)*: Diese Substanzen entstehen durch die Zersetzung von Futterresten und Fischkot. Ammoniak ist in höheren Konzentrationen sehr giftig und tritt vermehrt bei einem hohen pH-Wert auf. Ammonium ist weniger gefährlich, überwiegt aber in saurem Wasser. Ein funktionierender biologischer Filter wandelt diese Stoffe in Nitrit und schließlich in Nitrat um.
Wasserwerte messen: So geht's
Die regelmäßige Überprüfung der Wasserwerte ist entscheidend, um ein stabiles und gesundes Aquarium zu gewährleisten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die wichtigsten Wasserparameter zu messen:
1. *Teststreifen*: Diese sind einfach zu handhaben und geben schnelle Ergebnisse für mehrere Parameter gleichzeitig. Sie sind jedoch weniger genau als Tropftests und eignen sich eher für eine grobe Einschätzung.
2. *Tropftests*: Diese bieten eine höhere Genauigkeit als Teststreifen und sind für die präzise Kontrolle einzelner Werte ideal. Sie erfordern jedoch etwas mehr Aufwand und Sorgfalt bei der Anwendung.
3. *Elektronische Messgeräte*: Digitale pH-Meter oder Leitfähigkeitsmessgeräte sind sehr präzise und eignen sich besonders für Aquarianer, die ihre Wasserwerte häufig überwachen wollen. Diese Geräte müssen jedoch regelmäßig kalibriert werden, um genaue Messwerte zu liefern.
Anpassung der Wasserwerte
Nicht immer entsprechen die Wasserwerte im Aquarium den idealen Bedingungen für deine Fische und Pflanzen. In solchen Fällen ist es wichtig, die Wasserwerte anzupassen, ohne dabei die Stabilität des Aquariums zu gefährden:
- *pH-Wert anpassen*: Um den pH-Wert zu senken, können Torf, CO2-Anlagen oder spezielle pH-Senker verwendet werden. Zum Anheben des pH-Werts eignen sich Kalkstein, Korallenbruch oder pH-Heber-Präparate. Jede Anpassung sollte schrittweise erfolgen, um die Fische nicht zu stressen.
- *KH und GH anpassen*: Um die KH zu erhöhen, kannst du Natriumhydrogencarbonat (Backsoda) hinzufügen. Um sie zu senken, hilft Osmosewasser oder destilliertes Wasser, das mit Leitungswasser gemischt wird. Die GH kann ebenfalls durch Zugabe von Mineralien (z.B. Calciumchlorid) oder durch Verdünnen mit weicherem Wasser reguliert werden.
- *Nitrit und Nitrat kontrollieren*: Ein Anstieg von Nitrit oder Nitrat kann oft durch zu viel Futter, eine unzureichende Filterleistung oder zu viele Fische im Aquarium verursacht werden. Regelmäßige Wasserwechsel, die Reinigung des Filters und eine angepasste Fütterung sind die effektivsten Maßnahmen zur Kontrolle dieser Werte.
- *Ammoniak reduzieren*: Ammoniak wird durch einen funktionierenden biologischen Filter abgebaut. Bei hohen Ammoniakwerten sollte die Filterleistung überprüft und eventuell das Filtersystem optimiert werden. Zudem hilft es, die Fütterung zu reduzieren und das Aquarium nicht zu überbesetzen.
Besondere Wasserwerte für spezielle Aquarien
Je nach Art des Aquariums und den darin gehaltenen Lebewesen können spezielle Wasserwerte erforderlich sein:
- *Südamerika-Becken (z.B. für Diskusfische)*: Diese Fische bevorzugen weiches, leicht saures Wasser (pH 6,0-7,0; GH 1-4 °dH).
- *Afrikanische Cichliden (z.B. Malawisee)*: Diese Fische benötigen hartes, leicht basisches Wasser (pH 7,5-8,5; GH 10-20 °dH).
- *Pflanzen-Aquarium (Aquascaping)*: Pflanzen gedeihen am besten bei einem stabilen pH-Wert von 6,5-7,5, einer GH von 4-10 °dH und einer ausreichenden CO2-Versorgung.
Fazit
Die Wasserwerte in deinem Aquarium sind das Fundament eines gesunden und stabilen Ökosystems. Regelmäßige Kontrollen und eine sorgfältige Anpassung der Werte sorgen dafür, dass deine Fische, Pflanzen und Wirbellosen optimal gedeihen. Ein gutes Verständnis dieser Parameter ermöglicht es dir, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben, bevor sie das Gleichgewicht im Aquarium stören. Mit dem richtigen Wissen und den passenden Maßnahmen kannst du sicherstellen, dass dein Aquarium ein harmonisches und gesundes Zuhause für seine Bewohner bleibt.